Tagebucheintrag vom 16.12.2005
 
Abri, die erste Ansiedlung nach der Wueste - von Steffen
 

Logbuch, 16.12.2005 Abri, den 16.12.2005
Wadi Halfa - Wueste: 85 km
Wueste - Abri: 110 km

Die ersten beiden Wuestentage liegen hinter uns. Was fuer eine Schinderei. Besonders der erste Tag hatte es in sich. Dank unserem kleinen Gecko, dem GPS Empfaenger, haben wir den Beginn der Piste relativ einfach gefunden. Durch weite Sandfelder verlassen wir Wadi Halfa mit dem ersten Morgenlicht und steuern nach Sueden. Am Pistenbeginn winkt uns der wachhabende Offizier kurz zu, viel Glueck, inscha allah. Wir fahren auf der Geroelltrasse ins nichts. Die Piste ist mit grobem Geroell uebersaet. Durch die schweren LKWs hat sich die oberste Schicht in eine waschbrettartige Flaeche verwandelt, Wellblechpiste nennen Wuestenfahrer dieses Phaenomen. Fuer unsere Schwalben heisst dass wildes Huepfen von Welle zu Welle bis wir die richtige Geschwindigkeit gefunden haben, um die Wellenbewegung mit der Federung aufzufangen. Spaetestens dann aendert sich jedoch meistens der Abstand der Wellblechstruktur und der Schwalbenflug wird zum wilden Rodeoritt. Das ist eine halbe Stunde lang ziemlich lustig, dann nervt es und schliesslich geht es fuerchterlich in die Knochen. Zur Abwechslung kommen dann in regelmaessigen Abstaenden Weichsandfelder. Feiner Sand, wie Puderzucker, aber sehr, sehr tief mit tiefen LKW Spuren. Im Sand machen unsere Zugvoegel eine erstaunlich gute Figur. Trotz Gepaeck bleiben sie nie wirklich stecken, brav wuehlen sie sich mit schleifender Kupplung im ersten Gang durch den Staub. Kurz vor siebzehn uhr ist dann Feierabend. Claudia ist mit ihren Kraeften am Ende, nach 85km schlagen wir unser Lager auf.
Wir waren 10 Stunden unterwegs, und bis Dongola, der ersten groesseren Stadt sind es 450 km. Etwas ernuechtert legen wir uns nach Sonnenuntergang in die Schlafsaecke. Es ist unglaublich kalt in der Nacht. Von der Piste hoeren wir immer wieder die jaulenden Motoren der LKWs, die durch die Nacht fahren. Durch die Kaelte in der Nacht verhaertet sich der Sand, die Piste wird fester und das ist der Grund warum die LKW Fahrer lieber in der Nacht durch die Wueste fahren. Fuer uns Ortsunkundige ist das jedoch viel zu gefaehrlich, ein Sandloch uebersehen kann uns Kopf und Kragen kosten, also kaempfen wir uns lieber tagsueber durch den Wuestensand. Ausserdem wollen wir natuerlich auch etwas von der tollen Landschaft sehen. Die ersten beiden Tage fuehren uns mitten hinein in die Wueste, weg vom Nil in die Berge.
Wir haben die ideale Jahreszeit fuer einen Besuch im Sudan erwischt. In diesem Land ist es immer heiss, im Dezember und Januar klettern die Tagestemperaturen jedoch meistens maximal auf 35 Grad Celsius, geradezu arktische Verhaeltnisse fuer diesen Teil der Welt. Man sieht es den Sudanesen auch an, in Jacken gehuellt stehen sie in der prallen Mittagssonne.

Der naechste Tag bringt uns dann den Glauben an eine erfolgreiche Wuestendurchquerung wieder zurueck. Wir schaffen es bis Abri, der ersten Ansiedlung nach der Wueste und wir erreichen den Nil. In Abri treffen wir David, einen sehr britischen Fahrradfahrer, wieder. Wir hatten ihn auf der Faehre getroffen und er war einen Tag vor uns in Wadi Halfa losgeradelt. David radelt um die Welt. Er ist Lehrer und moechte seinen Schuelern spaeter etwas mehr als die normale Schulweisheit erzaehlen koennen. Er spricht sogar etwas Deutsch:" Ich bin stabil gebaut, zwei Becks bitte". Wir sitzen am Abend noch im oertlichen Hotel zusammen und essen Fuhl, das sudanesiche Nationalgericht. Fuhl das sind zerstampfte Bohnen mit etwas Oel und in der Luxusversion auch noch Zwiebeln. Dazu gibt es Brot, gar nicht so schlecht.

 
 
 
 
 
 
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