Tagebucheintrag vom 11.12.2005
 
Abschied aus Assuan - von Steffen
 
Logbuch 11.12.2005 Assuan, den 11.12.2005
Unser letzter Tag in Assuan, unser letzter Tag in Aegypten. Morgen machen wir uns mit dem Schiff auf in Richtung Sueden, nach Wadi Halfa, in den Sudan. Unsere Mopeds sind startklar, die Tickets haben wir auch und unsere Aegyptische Zulassung haben wir ordnungsgemaess bei der Verkehrspolizei abgeliefert. Um neun Uhr morgens muessen wir im Hafen von Assuan, direkt beim High Damm des Nasser Stausees erscheinen und mit den Ausreiseformalitaeten beginnen. Das wird ein langer Tag, das Schiff legt erst gegen Abend ab und mit etwas Glueck erreicht es Wadi Halfa in 24 Stunden. Ob wir unsere Mopeds gleich mitnehmen koennen oder in Wadi Halfa noch einmal einen Tag auf die Gepaeckbarkasse warten muessen entscheidet sich erst morgen, wir werden sehen.
Jedenfalls freuen wir uns endlich weiterreisen zu koennen. Aegypten hat uns doch einiges abverlangt. Am Freitag hat mich dann noch der Fluch des Pharao getroffen, eine wueste Durchfall Attacke  sorgt fuer einen kompletten Ruhetag im Bett. Die Bakterien in diesen Breitengraden sind wirklich recht agressiv. Gluecklicherweise ist die Aegyptische Pharmaindustrie auf solche Gefechte bestens vorbereitet und so war es wohl ein recht kurzes Intermezzo. Bisher hatten wir ja auch ziemlich Glueck was  Darmerkrankungen angeht.
Der Ticketkauf am Samstag war dann ebenfalls kein Problem. Dank Reservierung waren wir nach zehn Minuten im Reisebuero schon wieder auf dem Weg ins Hotel um letzte Hand an unsere Schwalben zu legen. Noch eine Fahrt zur Tankstelle und zum Reifenflicker. Druckluft fuer die Reifen gibt es in Aegypten nur vom Fachmann. Eine sympathische Sache, jeder macht das, was er am besten kann. Der freundliche Druckluftspezialist pumpt die Reifen auf und wir fahren weiter zur Verkehrspolizei zur Nummernschildrueckgabe. Bei der Verkehrspolizei geht es ebenfalls zuegig voran. Der Diensthabende Offizier setzt uns auf ein Baenkchen, ein Kollege nimmt unsere Schilder und die Lizenz in Empfang. Nach knapp zehn Minuten erhalten wir ein huebsches Papier mit einem Auto und einer aufgedruckten Ampel, unsere Quittung fuer die Fahrt von Assuan zum Hafen.
Es geht zurueck ins Hotel und wir beginnen mit dem zusammenpacken unserer siebzig Sachen. Wie immer wenn man laenger an einem Ort verweilt vermehren sich die Habseligkeiten ploetzlich. Alles was entbehrlich erscheint wird aussortiert, auf der Fahrt durch die Wueste haben Wasser und Benzin Vorrang. Die Temperaturen sind seit einer Woche deutlich gesunken, fuer Nubische Verhaeltnisse ist es morgens und nach Sonnenuntergang recht frisch. Die dreissig Grad Marke wird nur noch in der Mittagssonne gecknackt. Fuer uns ist das natuerlich ein Riesenvorteil, unsere Mopeds freuen sich ueber einigermassen gemaessigte Temperaturen. Wir werden jetzt mindestens eine Woche wirklich unterwegs sein, wahrscheinlich sogar zehn Tage. Kein Handy, kein Internet und Telefon. Mit dem Sprung ueber den Nasser Stausee verlassen wir den Speckguertel der rund um das Mittelmeer angrenzenden Staaten und machen uns auf den Weg nach Schwarzafrika. Bisher hatten wir eine Infrastruktur die sich durchaus mit der unsrigen vergleichen laesst, zumindest fuer den Touristen der es sich leisten kann. Sogar die Stuttgarter Zeitung war in zumindest kleiner Form lesbar, im Hohlspiegel der Spiegel Ausgabe vom 05.12.2005 ( in Assuan am 07.12. erhaeltlich ) haben wir doch einen Ausschnitt aus der STZ entdeckt.  Es wird jetzt aber auch langsam Zeit den etwas abenteuerlicheren Teil der Reise anzugehen. Wir sind doch sehr gespannt wie wir mit den Schwalben durch die Wueste kommen, ob die Mopeds in jedem Sandloch versinken oder gemuetlich darueber hinweg knattern. Wir haben ein gutes Gefuehl was die Fahrzeuge angeht. Alle Wartungsarbeiten haben wir erledigt, vorne und hinten sind neue Reifen aufgezogen, und wir haben ja von unserem suedafrikanischen Motorradkollegen jede Menge Informationen ueber die Strecke bekommen. Wenn wir jetzt noch gut im Sudan ankommen dann sollte das eigentlich ganz gut klappen.
Die politische Situation im von uns bereisten Teil des Sudan ist im Moment sehr ruhig. Es gibt keine Warnungen und die Informationen von entgegenkommenden Reisenden sind sehr positiv.
Wir waren jetzt eine Woche laenger in Assuan als urspruenglich geplant. Immerhin sind die Wunden nach dem Unfall fast komplett verheilt, die Schaeden an den Fahrzeugen soweit als noetig behoben. Der Abschied aus Aegypten faellt uns nicht allzu schwer. Aber wir haben auch viele schoene Sachen erlebt, es waere unfair alles zu verteufeln. Wir merken jedoch, wie wir selbst auf Kleinigkeiten immer gereizter reagieren. Ein deutliches Zeichen dafuer, weiterzurreisen, um die guten Erinnerungen zu bewahren, und die schlechten moeglichst schnell zu vergessen. Unsere Abschiedstour beginnt bei den Hotelbeschaeftigten, und dann geht's zu Claudias Lieblings Kosheri Tempel. Kosheri werden wir sehr vermissen. Beim Eisenwarenhaendler liefere ich zum Abschied das ueberschuessige Bastelmaterial ab. Die normalen Ladenbesitzer und die Handwerker sind in Aegypten wirklich prima Leute.
Unsere Tagebuchleser vertroesten wir  hiermit so auf den 20.12.2005. Wenn alles klappt melden wir uns dann wieder aus dem Sudan, da gibt es dann bestimmt eine ganze Menge zu erzaehlen. Gleichzeitig moechten wir uns auch einmal fuer das rege Interesse an unseren Weblogs, die vielen e-mails vor allem nach dem Unfall, und die Gaestebucheintraege auf unserer Homepage bedanken. Jetzt hoffen wir auf spannende Berichte aus Afrika!
 
 
 
 
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