Tagebucheintrag vom 06.12.2005
 
Stand der Dinge - von Steffen
 
Logbuch 06.12.05 Assuan, den 06.12.2005
Mit unserem Paket geht es nicht so richtig voran. Immerhin, das dritte Fax mit der Reisepasskopie ist jetzt scheinbar angekommen, innerhalb 48 h soll das Paket bei uns sein. Wir glauben das in der Zwischenzeit erst dann wenn wir unsere Sachen wirklich bekommen haben. Man wird wirklich misstrauisch, wenn man zu lange und zu oft mit Offiziellen, Behoerden, Tourismusbeauftragten jedweder Form oder Bueroangestellten in Aegypten zu tun hat.
Zur Ehrenrettung der aegyptischen Bevoelkerung muss Asad erwaehnt werden. Er arbeitet in der DHL Agentur in Assuan, die eigentlich keine Agentur ist. Ihm tut der ganze Schlamassel furchtbar leid und er hat uns erstmal zum Teetrinken eingeladen.
Wir haben heute unsere Tickets fuer den Montag reservieren lassen. Die Motorraeder koennen wahrscheinlich nicht auf demselben Boot mitfahren. Sie muessen auf dem Lastkahn hinterher. Das passt uns eigentlich gar nicht, andererseits ist unsere Schmerzgrenze um Aegypten endlich verlassen zu koennen merklich gesunken.
Um auf jeden Fall fahren zu koennen, haben wir angefangen, die komplett zerstoerten Teile der blauen Schwalbe wieder instand zu setzen. Wenn wir das Moped wirklich mit diesen Bauteilen zusammenbauen, dann sieht das Fahrzeug aus wie frisch auf dem Sperrmuell gefunden. Solange es faehrt soll uns das dann aber auch egal sein. Jedenfalls ist unser Hotelzimmer in der Zwischenzeit eine Werkstatt geworden. Es riecht nach Loesungsmitteln und Klebstoffen. Wenn das Noetige Werkzeug fehlt mache ich mich mit dem betreffenden Teil unterm Arm auf die Suche nach einem ansaessigen Handwerker. Das klappt ganz gut solange es sich um die Blechbearbeitung handelt. Die Aegyptischen Blechdengler sind wirklich hervorragend. Die Grenzen sind dann leider ziemlich schnell erreicht. Schon beim Geradebiegen der Lenker fehlt auch den oertlichen Spezialisten das geeignete Hebelzeug. Die Elektrische Anlage, die bei dem Unfall leider ziemlich abgefackelt ist, funktioniert in der Zwischenzeit auch wieder einigermassen. Der Aegyptische Kollege wollte mich gleich ueberreden, doch auch die Elektrik von einem Kunden Peugeot 504 zu reparieren...
Direkt danach bekam ich noch ein Angebot vom Mercedes-Schrauber. Die Jungs sind wirklich nett und der Tee war zuckersuess, aber ich denke mein bedarf an Aegypten ist vorerst gedeckt. Wie fast immer ist bei den "normalen" Aegyptern ploetzlich das gefeilsche, betteln, handeln, eigentlich alles was unangenehm ist, sofort verschwunden. Die Handwerker arbeiten in diesem Land hart und sind sehr geschickt. Der Lohn ist vergleichsweise minimal bis nicht existent. Und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen sind das die schoenen Momente in Aegypten. Da schaut man gemeinsam in den Motorraum, hilft beim schweissen, schrauben, haemmern und es ist alles ganz einfach und stressfrei. Man kann eine ganze menge voneinander lernen, wie gesagt, die Blechbearbeitung ist wirklich gut. Am besten waere es wohl die ganze Aegyptische Obrigkeit mitsamt den Touri-Schleppern auf den Mond zu schiessen. Die allermeisten Aegypter wuerden sie wohl nicht vermissen.
Wir werden am Freitag dann wohl mit dem Zusammenbau beginnen. Am Samstag holen wir dann unsere Tickets ab. Wir wollen versuchen dann noch eine kurze Probefahrt mit unseren Mopeds zu machen. Die Strecke im Sudan ist, neben dem Aufstieg nach Aethiopien, was die Strassenverhaeltnisse angeht, der haerteste Abschnitt auf unserer Reise. Knapp 1000 Kilometer trennen uns von Khartoum, dem Zusammenfluss von Blauem uns Weissen Nil.
 
 
 
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