Tagebucheintrag vom 05.12.2005
 
Reisen im Zeitalter von Internet, Handy, ATM und DHL - von Claudia
 
Nur 4000 Reise-km trennen Herrenberg von Assuan, zumindest wenn man wie wir ein bisschen schummelt und von Ancona/Italien nach Cesme/Tuerkei die Faehre nimmt.
Und so verschieden sind die Welten gar nicht. Auf unserer bisherigen Reise durch den Orient (Tuerkei, Syrien, Jordanien und Aegypten) wurden wir von einigen Annehmlichkeiten begleitet, von denen fruehere Reisende getraeumt haben.
Vorbei die Zeiten als Langzeittraveler alle vier Wochen ein teures und abenteuerlich zu organisierendes Ferngespraech nach Hause gefuehrt haben. Vorbei auch die Zeiten als die endlich bei den Eltern eintreffende Postkarte genau zwei Tage nach der eigenen Ankunft ausgeliefert wurde. Die Welt rueckt durch die neuen Technologien naeher zusammen.
Das Handy funktioniert bisher problemlos. Und wenn man wollte koennte man wie zu Hause auch ueberall und allzeit erreichbar sein. Doch dies will man natuerlich nicht.
Wir koennen fast taeglich ueber unsere Reise berichten, Bilder ins Internet stellen und e-mails schreiben. In allen Laender, die wir bisher durchfahren haben, stellte ein Internetzugang kein Problem dar. Ueberall gab es Internetcafés und die Rechner und die Datenleitungen waren ueberall ausreichend. Syrien hat sich im Jahr 2002 dem Internet geoeffnet. Davor gab es keine Moeglichkeit via Internet die Welt zu erfahren. Der neue Praesident hat ein Programm "Internet fuer alle" gestartet. Die Bevoelkerung soll die Moeglichkeit haben sich zu informieren.
Eine weitere Errungenschaft die das Reisen ungemein erleichtert wird ATM oder Bankomat genannt. Der Reisende heutzutage hat eine kleine Karte dabei und kommt so (fast) ueberall auf der Welt an die Landeswaehrung. Ziemlich einfach das alles. Wir waren darauf eingestellt in Syrien Dollar oder Euro zu wechseln, doch auch in Damaskus gab es viele Moeglichkeiten mit Kreditkarte am Bankomat Geld zu holen. In den kleineren Staedten zwar nicht, aber immerhin ist dies wohl auch in Syrien im kommen. In den anderen Laendern war dies bisher eh kein Problem.
Wo bleibt das Abenteuer? Vielleicht wenn es etwas kaputt geht? Uns ist die Mitnahmeschnecke an einen Schwalben-Gasgriff abgebrochen. Wir waren gerade in Hama in Syrien und die oertlichen Zweiradlaeden hatten ein aehnliches Modell taiwanesischer Herkunft vorraetig. Dies konnte mit Hilfe weiterer oertlich vorhandener Werkstaetten (absaegen, Loch rein bohren...) soweit modifiziert werden konnte, dass die Schwalbe anstandslos weiterfuhr. Aber wir sind ja Perfektionisten und wer weiss wie lang dieses Ding haelt. Also laesst man sich ganz einfach ein Ersatzteil per DHL schicken und da dies 2 - 3 Tage in Anspruch nimmt, haben wir Amman als Auslieferungsort gewaehlt. Und es hat bestens geklappt. Als wir in Amman ankamen haben wir die zustaendige Filiale angerufen und am naechsten Morgen gleich nach dem Fruehstueck wurde das Paeckchen ins Hotel geliefert. Unserem zweiten DHL Abenteuer sehen wir gerade gespannt entgegen. Nach dem schweren Autounfall sind die Schwalben demoliert und brauchen dringend Ersatzteile. Diese werden wiederum fuer viel Geld mit DHL aus Deutschland eingeflogen, diesmal nach Aegypten nach Assuan. Wir harren der Dinge. Zumindest wurde gestern vom DHL Gateway in Kairo im Hotel angerufen und Steffen musste eine Kopie seines Passes faxen. Es wird doch nicht diesmal auch alles klappen?
Auf unserer weiteren Reise werden wir aber auf diese Annehmlichkeiten verzichten muessen. Wenn wir in Wadi Halfa/Sudan das Schiff von Assuan/Aegypten kommend verlassen, rueckt die Welt wieder ein Stueck weiter auseinander. Das Handy ist nur noch Zierde, Internet weit und breit nicht in Sicht, keinerlei Bankautomaten und trotz des Slogans "Wir liefern weltweit" hoffen wir DHL nicht im Sudan oder Aethiopien ausprobieren zu muessen. Und wir sind dann wirklich in Afrika angekommen. Und die Reise kann beginnen.
 
zurück