Tagebucheintrag vom 04.12.2005
 
Abu Simpl - von Steffen
 
Logbuch 04.12.2005 Assuan, den 04.12.2005
Um drei Uhr morgens weckt uns der Nachtportier. Heute steht der Besuch von Abu Simpl auf dem Programm. Die Tempelanlage mit den maechtigen Kolossalstatuen von Ramses, dem Grossen wurden vor dem Bau des Assuan High Damms in einer beispiellosen Aktion in einzelne Quader zerschnitten und am hoeheren, nicht von der Ueberflutung betroffenen Ufer wieder zusammengesetzt.
Abu Simpl ist 300 km von Assuan, jedoch nur 50 km von Wadi Halfa, der Grenzstadt zum Sudan entfernt. Eine perfekt ausgebaute Teerstrasse fuehrt am Nasser Stausee entlang. Diese Strasse ist jedoch fuer Reisende gesperrt. Ein Grenzuebertritt ist nicht moeglich und der Versuch kann zur Konfiszierung des Fahrzeuges und Inhaftierung der Insassen fuehren. Die Aegyptischen Behoerden gestatten den Besuch nur in Konvois mit einheimischen Unternehmen, wir kennen das ja schon. Der Sicherheitsgewinn bei diesen Konvois, die nach geregelten Abfahrtszeiten verkehren, ist fuer eventuelle Attentaeter enorm. Bei bis zu fuenfzehn Bussen direckt hintereinander ist eigentlich ein Fehlschlag ausgeschlossen. Ueber die Fahrkultur der Busfahrer schweigen wir uns aus, auch da koennen wir ja auf einschlaegige Erfahrungen zurueckgreifen. Dieses mal ist nichts passiert, Gott sei Dank.
Abu Simpl selbst ist eine moderne Stadt mitten in der Wueste. Die Infrastruktur ist wie fast ueberall in Aegypten sehr gut ausgebaut. Der Tempeltourismus ist ein Riesengeschaeft. Fuenfundsechzig EP, exakt 10 Û, kostet der Eintritt fuer Touristen. Immerhin, aegyptische Besucher muessen weniger bezahlen. Angesichts der Einkommensverhaeltnisse in Aegypten durchaus gerechtfertigt.
Die Busladungen mit Besuchern werden von den in Aegypten ueblichen Souvenirhaendlern erwartet. Ein Entkommen ist nahezu unmoeglich. Auffaellig ist, dass selbst ein wirkliches freundliches Ablehnen eines Angebots an Papyrus, Steinskulptur, etc., teilweise aggressives Verhalten bei einigen Haendlern hervorruft. Ein Besucher hat zu kaufen.
Das ganze wirklich perfekte System ist darauf ausgerichtet, in moeglichst kurzer Zeit moeglichst grosse Mengen an Besuchern durch die Anlage zu schleussen. Der Rueckweg zum Busparkplatz ist so angelegt, dass saemtliche Bazarstaende durchlaufen werden muessen.
Die Tempelanlage selbst ist wunderschoen im Morgenlicht. Wir sehen die ersten Schwalben auf dem Afrikanischen Kontinent die vor dem Tempelhuegel durch die Luft segeln.
Der Blick geht ans andere Ufer, in der Ferne ist das Ende des Stausees zu sehen, dort beginnt der Sudan.
Wenn alles klappt dann fahren wir in gut einer Woche noch einmal mit dem Schiff an den riesenhaften Statuen vorbei, die wohl in frueheren Zeiten als Torwaechter fungierten, um jeden Feind zu warnen der sich dem Pharaonenreich von Sueden naeherte.
Claudias Genesung macht Fortschritte. Unser Besuch bei der Schiffahrtsagentur war fuer aegyptische Verhaeltnisse sehr erfolgreich. Ein Ticket fuer uns und unsere Mopeds scheint kein Problem, am 12.12. koennen wir wohl die Ueberfahrt beginnen. Wir warten jetzt nur noch auf unsere Ersatzteile. Immerhin, ein DHL Buero in Kairo hat sich im Hotel gemeldet und schon einmal eine Fotokopie von meinem Reisepass angefordert. Irgendetwas scheint sich also zu bewegen. Wir sind gespannt.
 
 
 
 
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