Tagebucheintrag vom 01.12.2005
 
Special: Meine Erlebnisse im Krankenhaus in Aegypten - von Claudia
 

Special: Meine Erlebnisse im Krankenhaus in Aegypten
In Assuan gibt es ein deutsches Krankenhaus, direkt an der Corniche (Nil-strasse) gelegen, nur 5 Min. vom unserem Hotel entfernt. Dorthin fuehrten uns unsere Schritte nachdem wir endlich Dienstag abend in Assuan im Hotel angekommen waren. Nach dem schweren Autounfall, den wir durch viele Schutzengel fast unverletzt ueberstanden hatten, kamen wir mit einem neuen Pick-up, allen Gepaeckstuecken! und den demolierten Schwalben hier an. Beim Unfall hatte ich mir ein paar kleinere Schuerfwunden im Gesicht, ein dickes Auge, blaue Flecken und Bluterguesse auf der rechten Seite und Schmerzen im Wirbelbereich des Nackens zugezogen. Letzteres veranlasste uns auch zum Besuch der Klinik. Es war inzwischen 20.00 Uhr und die deutsche Klinik hatte bereits geschlossen. Der Waerter telefonierte jedoch mit einem diensthabenden Arzt, der uns wiederum ein Krankenhaus ganz in der Naehe empfehlen konnte, dort gaebe es auch ein Roentgengeraet. Das aegyptische Krankenhaus war leicht zu finden. Es wird eine Familien- und Kinderklinik sein, da sehr viele Muetter mit Kinder gewartet haben.
Die nette Dame am Empfang konnte zwar kein englisch, hat aber sofort einen englischsprachigen Krankenpfleger organisiert. Dieser wiederum hat den Doktor informiert. Hier kommt dem Westler jetzt zugute, dass er "sofort zahlender Privatpatient" ist. Ich fand es ja ein bisschen peinlich, aber ich musste nicht in Flur wie alle anderen warten, fuer mich wurde ein extra Zimmer hergerichtet. Die Liege darin bekam ein neues Lacken, das Zimmer wurde ausgefegt (beides vermutlich zu Jahresbeginn das letzte Mal gemacht) und Steffen und ich wurden hineinverfrachtet. Auch der Arzt hat sich sofort sehen lassen. Kompetent hat er sich erstmal von Steffen (Mann) erklaeren lassen, was passiert ist und wie es mir geht, wo ich Schmerzen habe...
Wir folgten ihm dann, an der Schlage der Wartenden vorbei, in sein Behandlungszimmer. Dort hat er alle wichtigen Reflexe abgetestet, alles was auf eine Halswirbelverletzung hindeuten koennte. Aber es war alles soweit ok. Ich konnte ja auch nach dem Unfall alles bewegen. Der Arzt war oft unsicher, ob er direkt mit mir kommunizieren und mich anfassen darf oder ob er alles mit Steffen absprechen muss. Als naechstes und um ganz sicher zu gehen, wurde noch eine Roentgenaufnahme gemacht. Eine nette junge Krankenschwester wurde mir zur Seite gestellt und ein Krankenpfleger hat uns in die Katakomben gefuert. Dort stand in einem Raum ein gutes VEBeigenes Roentgengeraet aus DDR-Zeiten und der Zustaendige hat dies auch sofort zum Laufen gebracht. Es wird noch ein richtiger Film belichtet und daher erstmal mit einer schwachen Dosis angefangen und geschaut wie das Bild aussieht. Die Dosis musste noch zweimal erhoeht werden bis alle zufrieden waren. Die nette Krankenschwester hat mir die Haare hochgebunden, damit diese auf dem Bild nicht stoeren. Zuerst meinte sie auch evtl. T-Shirt ausziehen, wollte ich auch machen, aber sie war dann doch dagegen, da ja maennliches Personal zu Gange war. Das entstandene Bild fiel trotzdem auch aus medizinischer Sicht gut aus. Keine Wirbelverletzungen zu erkennen. Die Halsmuskulatur hat alles aufgefangen und ist daher sehr in Mitleidenschaft gezogen. Aber das ist relativ einfach zu reparieren. Und der nette Arzt hat uns auch wiederholt erklaert wie:
1. Warmhalten (hot dishes)
2. Beim Schlafen eine 15 cm hohe Auflage verwenden
3. Am Tag eine Halskrause tragen
4. Medikamente nehmen, die die Muskulatur entspannen
Fuer die beiden letztern Ratschlaeg hat er uns ein Rezept ausgestellt. Und der nette Krankenpfleger ist mit uns um die Ecke in die Apotheke gegangen. Wir haben fuer die Behandlung 600 aegyptische Pfund bezahlt, umgerechnet nicht ganz 100 Euro und noch 100 EP fuer die Medizin. Dafuer waren wir sofort dran, mussten nicht warten, ich wurde genau untersucht und der Arzt gab sich viel Muehe. Das Krankenhaus sah von aussen nicht besonders aus, die Raeume sind nicht gepflegt, aber das Personal und die Aerzte sind nett und wohl auch kompetent. Wie gesagt, ein bisschen peinlich war es mir schon, dass ich an allen Wartenden vorbei behandlet wurde. Aber wie meint Steffen: in dem Moment ist man halt wirklich gut zahlender Privatpatient und nicht Krankenkassenpatient und dafuer haben wir ja auch mehr bezahlt, was hoffentlich dem Krankenhaus zu Gute kommt. Zumindest wurde ganz offiziell abgerechnet und wir haben auch einen Beleg fuer die Reisekrankenversicherung bekommen.
Die Apotheken hatten wir ja wegen unserer Grippe schon ausgetestet und auch hier muss ich sagen, die Apotheker sind sehr nett und kompetent. Wie bei uns ist ein Pharmaziestudium Pflicht. Die Arznei ist sehr guenstig und oft sind es uns wohlbekannte Markenprodukte, die in Lizenz in Aegypten hergestellt werden.

 
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