Tagebucheintrag vom 22.11.2005
 
Aegyptische Zoll, Teil 1, Einreise - von Steffen
 

Nuweiba, 22.11.2005. Der Aegyptische Zoll, Teil 1.
Einreise mit einem privaten Kraftfahrzeug.

Unsere beliebte Reihe ueber die Zollformalitaeten dieser Welt.
Wir erinnern uns, Einreise in die Tuerkei, Computerprobleme und Achmed, das freundliche Zollfaktotum an der tuerkisch -syrischen Grenze.
Bei Ueberland-Reisenden gilt die Einreise mit eigenem Fahrzeug nach Aegypten als eine der aufwendigsten Uebungen in Arabischer Buerokratie, quasi der Ritterschlag fuer motorisierte Globetrotter. Wir waren also gespannt auf die Beamten in der Nachfolge der Alten Pharaonen, die auf eine in der Welt wohl einmalige Historie von fuenftausend Jahren Buerokratie zurueckblicken duerfen.
Eins vorneweg, an die tuerkischen Kollegen kamen unsere Aegyptischen Wettkampfteilnehmer nicht ganz heran. Es bleibt bisher Platz zwei, die Silbermedaille.
Fuer die Einreise nach Aegypten sind mehrere Papiere notwendig. Zu Beginn wird das Fahrzeug im Zollhof geparkt. Moeglichst an der Seite, denn hier steht es nun fuer laengere Zeit.
Der Besuch im ersten Buero, der Beamte freundlich mit Teebecher und vielen Carnet Fetzen auf seinem Tisch. Hier muessen wir wohl richtig sein.
Der Beamte begleitet uns zum naechsten Buero, Claudia soll doch bei den Mopeds bleiben, es koennte einen Moment dauern. Dieser Moment war dann exakt 165 Minuten lang. Der Kollege in Buero zwei traegt in arabisch die Kubikzentimeter Zahl unserer Hubraumboliden in das Carnet ein. Der naechste Gang fuehrt dann zum Copy-Shop mit dem Namen Bavaria der sich im Zollhof angesiedelt hat. Der Besitzer aechzt unter der Last  seiner verantwortungsvollen Taetigkeit und stoehnt ein leises "schweya, schweya" hervor. Im Arabischen Raum bedeuten diese Worte voruebergehenden Stillstand jedweder Aktion.
Schliesslich nimmt er unsere gesammelten Dokumente und uebergibt sie seinem jugendlichen Mitarbeiter. Zwei riesege Aktendeckel werden unter dem Tresen hervorgezaubert und mit sehr vielen Kopien und leeren Formularen aufgefuellt.
Der Gang durch die Instanzen beginnt. Als naechstes kommt der wohlgemeinte Rat des Offiziers der Tourismuspolizei der gegenueber dem copy Shop gelegenen Bank einen Besuch abzustatten, es gaebe da einige wenige Gebuehren. Auf die Frage "wieviel" kommt die ehrliche Antwort "more".
Einhundert Euro setze ich mir als Limit fuer zwei Mopeds und tausche bei der Bank von Alexandria.
Der Tourismus Offizier schaerft mir ein, nicht von seiner Seite zu weichen und verschwindet spurlos. In der Zwischenzeit hat sich ein Schweizer Reisender unserer Expedition angeschlossen. Er moechte mit einem UniMog , Bj, 1969 einreisen.
Unser Offizier, Saed, erscheint wieder und fragt wo wir denn abgeblieben waeren. Wir ignorieren den Vorwurf, und zeigen unsere gerade erworbene Versicherungspolice.
"Well done" meint Saed und das Lob tut wirklich gut.
Als naechstes steht die Gehehmigung der Uebernahme unserer Fahrzeuge vom Jordanischen Spediteur an.
Ich wusste nicht dass ich einen Jordanischen Spediteur beauftragt hatte aber was solls, wir wecken den Mann aus seiner Siesta und nach mehrmaligem Nachfragen ob dass den auch wirklich unsere Fahrzeuge waeren erhalten wir eine Besitzurkunde fuer unsere Mopeds, bzw. den UniMog fuer zehn aegyptische Pfund.
Wir gehen zu unseren Fahrzeugen. Claudia und die Freundin des Schweizers unterhalten sich praechtig. Auf dem Zollhof kursiert in der Zwischenzeit das Geruecht dass Claudia Schiffer auf einem Alten Moped in Aegypten angekommen sei. Claudia Schaefer hoert sich ja auch fast so an und so sonnt sich Claudia in ihrem neuen Ruhm. Ein Mechaniker erscheint und nimmt mit einem Blatt Papier und einem Bleistift die Chassis und Motornummern von unseren Fahrzeugen ab. Beim UniMog muss dafuer der Motor ausgebaut werden. Der Mechaniker kriecht in den Motorraum und erscheint eine Viertelstunde spaeter wieder am Tageslicht. Augenscheinlich weigert er sich nach dieser Inspektion den Motor auszubauen. Das mitgebrachte Foto der Motornummer von unserem Schweizer Kollegen ( perfekte Vorbereitung ) genuegt dann doch.
Wir gehen wieder zur Carnet Behoerde. Unsere Dokumente werden jetzt abgestempelt und der Einreiseabschnitt mit vielen anderen Papieren zusammengeheftet, dann muessen wir die Strassengebuehr bezahlen, pro Moped 250 Aegyptische Pfund fuer vier Wochen.
Als naechstes muessen wir die Stempelgebuehr bezahlen, die Gebuehr zur Ausstellung unseres temporaeren Fahrzeugscheins und der UniMog Besitzer die Gebuehr fuer den Allradantrieb.
Schliesslich die Gebuehr fuer die Aegyptischen Nummernschilder und das Pfand fuer die Schilder. Bei der Ausreise bekommen wir das wieder wenn wir den Beleg mit vorweisen koennen. Leider kann uns Saed keinen Beleg dafuer ausstellen.
Die Einhundert Euro sind in der Zwischenzeit auf zehn Euro zusammengeschmolzen, die Bank von Alexandria hat jedoch immer noch geoeffnet.
Es ist dunkel geworden und wir stehen im lauen Novemberabend malerisch am Ufer des Roten Meeres.
Saed kommt mit unseren Nummernschildern. Fuer jedes Moped zwei Stueck. Wir nehmen beide, legen sie uebereinander und spannen sie unter den Haltegurt unseres Reservekanisters. Sie sind jetzt nicht mehr lesbar. "Perfect" meint Saed und winkt uns in Richtung Zolltor.
Unsere Aegyptische Fahrzeugzulassung, der Reisepass und das Carnet werden in ein grosses Buch eingetragen, das Tor oeffnet sich, "Welcome to Egypt".

 
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