Tagebucheintrag vom 18.11.2005
 
Karak - Auf der Strasse der Koenige - von Steffen
 

Freitag morgen, Amman schläft und wir bepacken die Schwalben. Vor einer Woche hatten wir unseren kaputten Gasgriff in Hama und konnten erstmal nicht aufbrechen. Heute klappt es besser, mit dem frisch eingeflogenen Teil aus der Heimat rollen wir durch Amman.
Die Orientierung in dieser Stadt der mindestens sieben Hügel ist wirklich nicht einfach, doch schliesslich passieren wir die schwer bewachte US-Botschaft, die sich fast wie eine Kreuzfahrerburg des 21.Jahrhunderts praesentiert, in Richtung Flughafen.
Eine Polizeikontrolle fragt uns nach dem woher, warum und wohin. Aus Deutschland reicht als Antwort, im Nahen Osten hat man als Deutscher aus oftmals zweifelhaften Gründen einen ausserordentlich grossen Grundbonus.
Wir passieren die Abzweigung zur King Abdullah Bridge, dem Grenzübergang nach Israel und zum Toten Meer. Es sind keine 50 Kilometer mehr bis Jerusalem. Kurz darauf kommt unser Abzweig zur Strasse der Koenige. So richtig majestaetisch ist diese Strasse eigentlich nicht. Immerhin, der Verkehr ist dank Feiertag recht gemässigt, seit langer Zeit sitzen wir wieder recht entspannt auf unseren Schwalben und fahren zuegig durch den jordanischen Gruenguertel, der doch eher an eine Halbwueste erinnert.

Jordanien hat ein ganz extremes Wasserproblem. Der Verbrauch ist deutlich hoeher wie die Regeneration durch Niederschlaege und Oberflaechengewaesser. 75 % des Wasserverbrauchs gehen zu Lasten der Landwirtschaft, veraltete und ineffiziente Bewaesserungsmethoden sorgen fuer eine riesige Verschwendung dieses kostbarsten Gutes des Nahen Ostens.
Der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt jaehrlich um mehere Zentimeter. Der einzige Zufluss, der Jordan, wird praktisch vor seiner Muendung in den Salzsee durch Wasserentnahme aus Israel und Jordanien trockengelegt.

Die Landschaft wird immer spektakulaerer. Immer tiefer schneiden sich die Taeler der Wadis, der Trockenfluesse, in die kargen Berge.
Schliesslich erreichen wir den Canyon des Wadi Al Mujeb. Eintausend Meter tief ist die Schlucht und spektakulaer schlaengelt sich die Strasse an der Canyon Wand entlang.
Wir fahren ueber den gerade erst fertiggestellten Staudamm und machen uns an den Aufstieg aus dieser gewaltigen Schlucht. Im ersten Gang klettern unsere Mopeds die steile Strasse hinauf. Eine harte Belastungsprobe fuer unsere kleien Maschinen, die sich tapfer den Berg hinaufquaelen.
Am Schluchtrand angekommen machen wir Pause im Trajan Rest House. Der Eigentuemer Herr Abed Awad hat 1959 fuer sieben Jahre in Stuttgart an der Technischen Hochschule studiert.
In seinem Restaurant ist ein tolles Buffet mit arabischen Spezialitaeten aufgebaut und wir schwelgen in nahoestlichen Koestlichkeiten.
Das Resthouse hat eine einmalige Lage. Direkt unterhalb der Terasse faellt die Canyonwand steil ab in die tiefe Schlucht.
Wir kommen ins Gespraech mit Herrn Awad, der perfekt deutsch mit einem leicht schwaebischen Akzent spricht. Die Anschlaege vom 09.11. in Amman machen sich seiner Meinung fuer die tourismus Branche in Jordanien negativ bemerkbar. Der rasante Preisanstieg und die Steuererhoehungen der letzten Jahre machen vielen Menschen in Jordanien zu schaffen. Herr Awad spricht von einem Wasserkopf des Staates der finanziert werden will.
Waehrend der Bauarbeiten fuer den Staudamm war die Strasse zu seinem Rest House fuer eineinhalb jahre gesperrt, "viele wissen noch gar nicht dass wir wieder geoeffnet haben."
Die Steuerlast macht bis zu 50% der Einnahmen bei einem Selbststaendigen aus, die Mehrwertssteuer betraegt 17 %. Von der Regierung unter Koenig Abdullah ist er jedenfalls ueberhaupt nicht begeistert, genau wie die meisten anderen Jordanier mit denen wir bisher ueber dieses Thema gesprochen haben. "Es gibt keinen zweiten Koenig Hussein" meint er zum Abschluss.
Wir plaudern noch eine ganze Weile beim Tee miteinander, doch schliesslich muessen wir uns wieder auf den Weg machen. Wir wollen heute noch weiter bis zur Kreuzritterburg nach Karak.

Am fruehen Nachmittag erreichen wir die ehemalige Kreuzritterburg. Die Verkehrsfuehrung in dem Staedtchen ist recht kompliziert, so fahren wir zweimal im Kreis. Schliesslich  nimmt die oertliche Polizei die Sache in die Hand und eskortiert uns mit dem Streifenwagen zum Hotel unserer Wahl. Das Leben kann so einfach sein in arabischen Landen.
In der Burg bietet uns Raed seine Dienste als Fuehrer an. Das ist nett gemeint, ausserdem spricht er perfekt schwyzerdeutsch und das allein reicht ja eigentlich fuer ein Engagement.
Doch der Abend ist nah und uns ist nicht mehr so sehr nach Geschichte von wuesten Barbaren in orientalischen Landen. Wir verabreden uns fuer spaeter im Restaurant und lassen den Abend mit koestlichem arabischen Tee ausklingen. 140 km

 
 
 
 
 
 
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