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Tagebucheintrag vom 16.11.2005 |
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Ankunft in Jordanien - von Steffen |
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Am frühen Morgen heißt es Abschied nehmen von Damaskus und von Syrien. Es ist eisigkalt. Wir beladen unsere Schwalben und fahren durch die menschenleeren Straßen von Damaskus in Richtung jordanische Grenze. Es sind etwas mehr wie 200 Kilometer bis zur jordanischen Hauptstadt. Die frühe Abfahrt erspart uns das Gewühle durch den doch recht nervenaufreibenden Großtadtverkehr.
Die Sonne versteckt sich hinter dichten Wolken, so wird es einfach nicht wärmer und wir schlottern so vor uns hin während die Mopeds ruhig und gelassen über die Autobahn fräsen. Bei der letzten Tankstelle vor der Grenze füllen wir für unsere letzten syrischen Pfunde noch einmal den Benzinkanister auf. Die Abfertigung beim syrischen Zoll ist genauso wie alles bisher erlebte in diesem Land, problemlos. Nach zehn Minuten rollen wir von den Segenswünschen der syrischen Beamten begleitet in Richtung Jordanien.
Der Immigration Officer stempelt unsere Pässe und wünscht uns einen schönen Aufenthalt in Jordanien. Wir fahren zum Zollgebäude. Unser Gepäck wird nicht kontrolliert. Wir kaufen uns unsere Versicherungspolice, lassen das Carnet abstempeln und rollen vom Zollhof.
Die Autobahn führt schnurgerade in Richtung Amman. Allzu aufregend ist die Landschaft nicht, rechts und links der Straße sind Anhäufungen von Müll zu erkennen. Bei einer im Bau befindlichen Tankstelle füllen wir unser Gemisch aus dem Kanister in die Tanks. Der Bauherr, ein etwas älterer würdiger Herr, schaut vorbei und spricht uns an. Wo wir den herkommen, mit unseren Schwalben. Kamil Al-Azizi hat in der ehemaligen DDR studiert und ist früher während des Studiums selbst mit einer Schwalbe gefahren. Er lädt uns zum Tee ein und da sagen wir natürlich nicht nein. Azizi hat eine deutsche Frau geheiratet und beide Leben jetzt in Jordanien. Nach seinem Studium war er Leiter einer Fabrik zur Herstellung von Wasch- und Reinigungsmitteln, seit einem Jahr ist er im Ruhestand und jetzt eröffnet er eine Tankstelle.
Während wir in seiner fast fertigen Tankstelle unseren Tee genießen brausen auf der Autobahn mit großem Getöse eine ganze Kolonne amerikanischer Hummer Armeefahrzeuge vorbei, der Irak ist nicht weit. Nachschub für die amerikanischen Truppen. Ich frage Herrn Azizi was er denn von den Anschlägen vergangene Woche in Amman hält. Er verurteilt diese Aktionen auf das Schärfste, und erklärt dass Attentate dieser Art nichts mit einem Freiheits-, Wiederstands- oder Unabhängigkeitskampf zu tun haben. Attentate gegen Zivilisten sind kein Mittel des Kampfes sondern Verbrechen.
Wir verabschieden uns herzlich von Herrn Azizi und bedanken uns für den Tee. Sicherheitshalber schreibt er uns noch seine Handy-Nummer auf, falls was schief gehen sollte, dann wünscht er uns eine gute Fahrt. Je mehr wie uns Amman nähern umso stärker, dichter und hektischer wird der Verkehr. Was den Fahrstil betrifft so können wir keinen großen Unterschied zu Syrien feststellen, die Autos sind etwas moderner.
Amman ist auf sieben Hügeln erbaut, wir haben absolut keine Orientierung und stehen mit unserem Stadtplan ratlos am Straßenrand. Und wie schon so oft hilft uns auch dieses Mal ein freundlicher Mensch aus der Patsche, einmal in der richtigen Richtung fahren wir Hügel auf, Hügel ab und schließlich erreichen wir das Hotel unserer Wahl gegenüber der König Abdullah Moschee.
Hier in Amman erwarten wir ein Ersatzteil für unseren Gasgriff aus Deutschland. Peter Strauch hat das Päckchen auf den Weg gebracht und uns per E-Mail die Nummern von DHL in Amman und unserem Frachtbrief aus Deutschland mitgeteilt. Ein Anruf beim freundlichen DHL Service, kein Problem, morgen vor 9.00 Uhr liefern wir das Päckchen in ihrem Hotel ab, wir sind gespannt.
Am Nachmittag machen wir uns auf in die Innenstadt von Amman. Die Stadt ist geschäftig aber unaufgeregt. Augenscheinlich lassen sich die Jordanier von den Attentaten nicht aus der Ruhe bringen. Die Jordan Times berichtet auf Seite 1 vom Kondolenzbesuch seiner Majestät König Abdullah mit Gattin Rania bei den Angehörigen der Opfer. Die Irakische Gemeinschaft in Jordanien bezeichnet Jordanien als sicheren Hafen für alle Araber, Ausländer und Besucher und verurteilt die Attentate, auf Seite 3 wird die Einführung eines neuen Anti-Terror Gesetzes angekundigt. Eine Ehrenformation der jordanischen Luftwaffe flog über die zerstörten Hotels, das Foto erscheint in Farbe auf Seite 2. 210 km
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Die Schwalben in der nagelneuen, leider noch nicht geoeffneten Tankstelle von Mohammed K. Al-Azizi |
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Drei Schwalbenliebhaber in Jordanien |
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Malerischer Standort fast vor der King Abdulla Moschee |
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Gleich neben unserem Hotel |
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