Tagebucheintrag vom 10.11.2005
 
Ausflug zum Craq du Chevalier - Wissenswertes ueber den syrischen Autofahrer - von Steffen
 

Hama, den 10.11.2005. Aus den Nachrichten haben wir von den Anschlägen auf die Luxushotels im benachbarten Jordanien erfahren. Die Grenze zwischen Syrien und Jordanien wurde daraufhin geschlossen, soll aber im Laufe des Tages wieder geöffnet werden.

Unser Tag beginnt mit einem Ausflug zum Craq du Chevalier, der legendären Kreuzritterburg an der Grenze zum Libanon. Wir leisten uns heute den Luxus eines Fahrers. Omar bringt uns im hoteleigenen Mercedes Benz 230-6, Baujahr 1967 durch die Berge zu der bekanntesten Festungsanlage in Syrien. Fahren in dieser Luxuskarosse ist wirklich sehr entspannend. Omar kurvt mit Elan und dennoch umsichtig über die engen Bergsträßchen. Immer höher klettern wir in das Gebirge hinein, unsere Schwalben hätten hier doch wieder ganz schön arbeiten müssen. Wir kommen durch vorwiegend christliche Gebiete, die Maroniten siedeln hier ebenso wie im benachbarten Libanon. Der Mount Liban liegt schneebedeckt im Dunst zu unserer linken als wir den ersten Blick auf die Festung erhaschen. Es ist ganz interessant den syrischen Strassenverkehr aus dem Blickwinkel eines Autofahrers kennenzulernen. Wichtigstes Instrument ist die Hupe, die nicht zur Warnung sondern als Kommunikationsmittel eingesetzt wird. Jede Aktion wie abbiegen, bremsen oder beschleunigen wird von einem kurzen prägnanten Hupton begleitet. Ebenso wird per Hupe gegrüßt. Nur in Ausnahmefällen wird gewarnt, das ist dann ein ohrenbetäubendes Dauerhupen, das bis zur endgültigen Kollision anhält. Syrische Autos haben Bremsen, auch das ist etwas was wir bisher nur vermutet hatten.
Claudia ist als Grand Dame im Fond des Wagens ganz in ihrem Element, und genießt das sanfte dahingleiten durch die wirklich fantastische Landschaft. Omar setzt uns am Eingang der Burg ab und verabschiedet sich ins benachbarte Teehaus. Keine schlechte Entscheidung wie mir scheint, aber heute ist nun mal touristisches Pflichtprogramm angesagt. Wir kaufen uns beim ersten fliegenden Händler den "Archaeologischen Führer zum Craq du Chevalier" auf Deutsch und beginnen mit dem Rundgang. Wir machen sehr viele Fotos von sehr vielen alten Steinen. Dann stellen wir uns gegenseitig vor die Steine und machen auch davon viele Fotos, der Enkel wegen. Die syrischen Arbeiter, die im Craq die Ausgrabungen leisten, betrachten das mit Wohlwollen und grüßen sehr freundlich und herzlich, wie überall in diesem wunderbar gastfreundlichen Land. Nach eineinhalb Stunden beenden wir unser touristisches Tagewerk und streben dem Ausgang zu. Omar wartet schon, wahrscheinlich ist im Augenblick nicht allzu viel im Teehaus geboten. Wir steuern noch den klassischen Fotopunkt für die Burg an, der mit dem aufgemalten Kreuz auf dem Boden und haben unsere selbstfotografierte Postkarte im Kasten. Omar ist offensichtlich sehr zufrieden, wir sind es auch, und so machen wir uns auf den Rückweg nach Hama. Im grossen Daimler fliegen wir in Windeseile über die Autobahn zurück.

 
 
 
 
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