Tagebucheintrag vom 09.11.2005
 
Von Aleppo nach Hama - von Steffen
 

Hama, den 09.11.2005. Abschied aus Aleppo. Die Sonne strahlt vom Himmel. Es ist zwar recht frisch aber ansonsten ist das Wetter in der Zwischenzeit wirklich gut. Wir nutzen die Gunst der frühen Stunde während der Aleppo noch schläft um unsere Mopeds vom benachbarten Parkplatz zu holen und in der engen Gasse vor unserem Hotel zu beladen. Was am Nachmittag ein Ding der Unmöglichkeit ist, ist am frühen Morgen ein Kinderspiel, die Stadt schläft unbeeindruckt vom Weckruf des Muezzins den Schlaf der Gerechten.
Am Stadtrand holt uns dann der Berufsverkehr ein, es beginnt dasselbe Katz und Maus Spiel auf der Strasse wie bei der Ankunft, doch dieses mal fehlt ja der Regen und ausserdem haben wir uns schon ein wenig an die etwas rauen Sitten im Syrischen Strassenverkehr gewöhnt.

Bei der etwas futuristisch anmutenden Raststätte Milchbar genehmigen wir uns unseren Morgentee bevor wir uns wieder in den Kampf auf der Autobahn begeben.
Syrische Autobahnen sind sehr breit, mit einem nicht genau definierten Seitenstreifen der für vielerlei Zwecke genutzt wird.
Die Fahrtrichtung ist nicht genau definiert, den Geisterfahrer an sich gibt es also nicht, vielmehr ist es so, dass ständige Aufmerksamkeit gefordert ist ob das Fahrzeug in der Ferne auf einen zu oder von einem weg fährt. Nähert sich der Deutsche Mopedtourist einem entgegenkommenden Fahrzeug ( auf seiner Spur ), so wird er in der Regel ca. 50 m vor dem Zusammenstoss mit heftigem Lichthupen aufgefordert die Spur freizumachen, was er in aller Regel auch tut. Der Syrische Autofahrer liebt den Spurwechsel nicht, vielleicht ist das eine Erklärung für das Kreuz und Quer auf den Autobahnen.
Andererseits werden wir auch von wildfremden Autofahrern zum Halten aufgefordert und dann hält uns eine Hand, begleitet von einem fröhlichen salam alejkum, Süssigkeiten entgegen.

Ein erstaunliches Land mit wirklich lieben Menschen, die eben ein wenig seltsam Auto fahren, aber da können wir uns ja wirklich erstmal an die eigenen nase fassen.
Wir erreichen Hama am Fluss Orontes, an dessen Ufern bei der Stadt Kadesh ja auch in weiter Vergangenheit die Weltgeschichtlich bedeutende Schlacht zwischen dem Koenigreich Hatti und dem Pharao Ramses dem Grossen geschlagen wurde. Hama ist bekannt duer die knarrenden Wasserräder, die die landwirtschaftlichen Flächen über ein Aquadukt-System mit Wasser versorgen.
Die Räder sind im Grüngürtel der Stadt und drumherum sind kleine Parks mit Bänken zum sitzen und verweilen. Alle halbe Stunde dreht sich dann so ein Rad und knarrt und ächzt zum steinerweichen. Eine herrliche Urlaubsstadt, ruhig und entspannt und mit vielen kleinen Restaurants und Teegärten.
Die Geschichte von Hama ist nicht ganz so friedvoll, im Jahr 1982 wurde die Altstadt nach einem Aufstand der Muslimbruderschaft von der Syrischen Armee dem Erdboden gleichgemacht, vierzehn Tage hielten die schweren Kämpfe an und es gab zehntausende von Toten in der Bevölkerung.
Hama gilt als sehr konservative Stadt in Syrien. Dem Besucher begegnen die Menschen hier ausserordentlich freundlich, der Nussverkäfer schenkt uns eine Tüte Nüsse und freut sich über unsere drei Brocken Arabisch. Schliesslich stolpern wir im Souk der Stadt über einen jüngeren Bruder unserer Schwalbe, einer Simson S 51, in einer Stadt mit Simson Mopeds müssen die Menschen ja freundlich sein.

 
 
 
 
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