Tagebucheintrag vom 04.11.2005
 
Alanya - Ghazipasa - Anamur - von Steffen
 

Alanya, 04.11.2005, 150 Km.
Der Regen hat doch noch aufgehört. Die Strassen sind oftmals überflutet, riesige Seen haben sich auf der Strasse gebildet, unsere Zugvoegel mutieren zu Uferschwalben.

Die Fahrt beginnt recht unspektakulär in Alanya, kurze Zeit später erreichen wir die ersten Berge, das Taurus Gebirge rückt immer näher und auf den Hängen der Berge liegt eine dicke Neuschneedecke, so richtig warm wird das auf dieser Tour wohl nicht mehr!

Bei Ghazipasa passieren wir die Zentrale Niederlassung der tschechischen Firma JAWA, zumindest muss hier der Generalimporteur sein, denn ein Zweitakter nach dem anderen kommt uns mit blauer Wolke grüßend entgegen geknattert.

Wir erklimmen die ersten Hügel und schrauben uns auf der kurvigen Strasse immer höher in das Ufergebirge hinauf. Die Strasse hat schon eher den Charakter einer Bobbahn wie einer Transitverbindung. Die Küste fällt steil ab ins azurblaue Meer, eine herrliche Fahrt durch grandiose Landschaft.

Am heutigen Freitag nach Ramadan ist in der Türkei fröhliches Feiern angesagt. Die Ausflügler verewigen sich mit den Schwalben fürs Familienalbum, die Menschen sind wirklich sehr freundlich.

Unser angestrebtes Tagesziel ist bei dieser kurvigen Strasse beim besten Willen nicht zu erreichen. Um halb fünf wird es schon ziemlich düster und um fünf Uhr hat sich die Sonne dann endgültig hinter dem Horizont zur Ruhe gelegt, es wird atemberaubend schnell stockdunkel.

Wir bleiben über Nacht in Anamur, wir finden eine einfache Pansiyon, das ist die Kategorie unter Hotel, und zum Essen gibt es frisch gefangenen auf Holzkohle gegrillten Fisch.

Gegen später schaut ein erstaunliches Paar in der Gasstätte vorbei. Die Dame kommt aus Frankreich, geschätzt so um die 65 Jahre und ihr türkischer Ehemann wird es wohl maximal auf die Hälfte an Lebensjahren bringen. Es ist wohl das Jahr der französichen Sprache denn schon wieder muss ich meine afrikanisch-französischen Wortbrocken heraussuchen, um mit Madame Konversation zu pflegen.
Eine erstaunliche Karriere hat die Dame hinter sich gebracht, verheiratet in Frankreich, nach Italien geflüchtet (wer weiss vor was oder wem), einen Sizilianer geheiratet "aber nur für 10 Monate" und jetzt seit 3 Jahren in der Türkei.
Ihr Ehemann hatte bis vor zwei Jahren eine 1000er Yamaha, seit zwei Jahren hat er jetzt die linke Schulter ruhiggestellt, war wohl etwas zu schnell.

Auf dem Meer ballen sich wieder gewaltige Wolkentürme zusammen, wir hoffen trotzdem auf eine trockene Weiterfahrt morgen früh.

 
 
 
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