Tagebucheintrag vom 18.10.2005
 
Wenn der Kolben in den Alpen glueht - der steile Weg zur Adria - von Steffen
 
Es ist endlich soweit, die Schwalben stehen gepackt im ehemaligen Fotostudio. Septembernebel wabbern durch das liebliche Wuermtal und Fotograf Heinz Heiss gibt alles die Stimmung mit der Kamera einzufangen, doch endlich ist auch das geschafft und wir fahren los, nach Sueden in das Land wo die Zitronen bluehen.
Die ersten ernsthaften Schwierigkeiten ereilen uns im Anflug auf Reutlingen. Blaue Schilder an den Strassen kuenden vom Beginn der Kraftfahrstrasse, nun den, Augen zu und durch, nach zehn kilometern knattern wir wieder legal ueber die Strasse.
Im Schatten des Lichtensteins erklimmen wir die Albhochflaeche, die Strassen werdenschmaler und der Verkehr weniger und wir fahren vorbei an der jungen Donau nach Oberschwaben.
Erste technische Probleme werden mit Geduld und Handy repariert, die blaue Schwalbe hat ihren Geraeuschdaempfer abgeworfen, auch Kleinfahrzeuge wollen beachtet werden.
In Anbetracht der eidgenoessischen Grenzkontrolle entscheiden wir uns zur Montage eines Ersatzteils. Beim Tankstopp an der OMV Tankstelle kurz vor Friedrichshafen tauschen wir das Endrohr unseres Vogels gegen den Schalldaempfer einer stark reperaturbeduerftigen KR51/1, die Ohrenstoepsel koennen danach wieder in die Gepaecktaschen verschwinden.
In Dornbirn bauen wir unser Zelt auf dem oertlichen Campingplatz auf, keine schlechte Wahl, der Platz liegt einsam und verlassen im Schatten der Berge.

Wir passieren Lichtenstein am naechsten Morgen. Flaechenmaessig sicherlich nicht das groesste Land auf unserer Reise, aber so sauber! Die Schweiz ist erreicht, nun denn, ueber Lichtenstein will ich nichts gesagt haben, es geht noch sauberer, die Schweiz waescht einfach weisser.
Unuebertroffen die Beschilderung in der Alpenrepublik, sehr Moped- freundliche Landstrassen und ein unuebertroffen entspanntes Fahren durch grandiose Landschaft. Letzter Tankstopp vor dem Anstieg nach Spluegen. Wir folgen dem Hinterrhein durch die atemberaubende Via Mala und erklimmen die ersten Hoehenzuege.
Spluegen Dorf: der Ernst des Zugvogellebens beginnt mit einer Rampe zum Spluegen Pass. Die beiden Schwalben machen das grossartig. Ruhig und gelassen knattern unsere Mopeds die Serpentinen hinauf, freundlich winkt uns schliesslich der Schweizer Grenzposten durch, nur keinen Schwung verlieren und schliesslich erreichen wir die Passhoehe und sind in Italien angekommen.

Die Abfahrt ist grandios, elegant schwingen wir uns durch die Serpentinnen und immer tiefer hinab ins Tal. Den schoensten Campingplatz unserer Alpentour erreichen wir noch vor Sonnenuntergang und was fuer ein Abend im malerischen Bergell!

Der Norden Italiens ist augenscheinlich sehr flach. Fuer Italien Neulinge wie Steffen ist der Teil dieses Landes zumindest gewoehnungsbeduerftig. Wir knattern im Wettbewerb mit Lastwagen und wildgewordenen ex Ferrari Piloten in Richtung adriatisches Meer. Das ist wirklich kein Spass, augenscheinlich denkt die blaue Schwalbe, das Sensibelchen im Team, aehnlich und produziert mechanisch klappernde Geraeusche im Motorraum.
Bei einer malerischen Tankstelle im Nirgendwo entschliessen wir uns zur Reparatur. Anruf bei Schwalbendoktor Peter Strauch und Geraeuschuebermittlung per handy fuehren zur Diagnose " au weih, hoert sich nicht gut an".
Wir wechseln den Zylinder (das schreiben wir jetzt einfach mal so mit laessigem understatement), Erfolg :Schwalbe klappert lauter, nun denn..., wir entschliessen uns zur Weiterfahrt, noch 300 Kilometer bis zum Ziel und dann mal sehen. Das Klappern wird periodisch weniger, dafuer ist ein herber Oelverust aus der Getriebeabteilung zu beklagen, der Hinterreifen wird sauber abgeschmiert aber in der Ebene gibt es ja keine Kurven.
Ein weiteres Highlight der Reise erreichen wir am Abend: Camping an der Adria, man spricht deutsch und dementsprechend sieht die Reihenwohnwagen-Siedlung auch aus, aber gut, wir sind am Meer.

Der naechste Tag bringt die letzte Etappe nach Fano. Hier stellen wir die Schwalben auf dem Anwesen der Tomasinis unter, grandios die Landschaft und die Menschen. Zwei Tage lang verweilen wir im Paradies, den Motor unserer Diva nehmen wir im Handgepaeck mit nach Deutschland, mal sehen was der Peter dazu sagt.


P.S.
In Peters Werkstatt liegt unser Motor, zerlegt bis auf die letzte Schraube, das Geraeusch kam von unserem Zylinderdeckel. Ein Vorbesitzer hatte die glorreiche Idee die Kompression unserer Maschine durch Abschleifen des Deckels zu erhoehen, die Buchse war um ein zehntel verrutscht und da hat der Kolben am Deckel angschlagen.


 
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