Tagebucheintrag vom 16.01.2006
 
Zollgeschichten - von Steffen
 

Addis Abebba, den 16.01.2006

Die Chancen fuer unsere Schwalben in den aethiopischen Schuldienst uebernommen zu werden stehen fifty fifty. Heute waren wir mit den Abgesandten der German Church School mal wieder bei unseren Freunden vom Zoll. Diese Zollgeschichten ziehen sich wie ein roter Faden durch diese Reise, wahrscheinlich werden wir nie wieder in so kurzer Zeit so viele Amtsstuben der unterschiedlichsten Laender besuchen. Zu unserer Ehrenrettung muss angemerkt werden, dass wir gleich beim ersten Anlauf und noch ohne Unterstuetzung unserer aethiopischen Freunde das richtige Gebaeude und sogar das richtige Amtszimmer gefunden hatten. Der zustaendige Beamte ist leider aeusserst selten persoenlich anwesend, dafuer seine beiden Sekretaerinnen. Eine von ihnen war wohl uebers wochenende beim Friseur, sie hat inzwischen eine typisch aethiopische Zoepfchenfrisur. Das ist aber bisher die einzige Veraenderung im Prozess unseres Projektes Schwalben fuer die Schule. Morgen ist der letzte Tag unserer Zollbemuehungen, sollte sich auch da nichts neues ergeben werden die Mopeds als Luftfracht ihren Weg in die kalte Heimat antreten. Das wird dann einen Grossteil unseres Reisebudgets kosten aber immerhin ist es eine Loesung.
In der Schule haben wir in der Zwischenzeit viele Freunde gefunden.  Man wird schnell heimisch in Addis Abebba, den auch im Viertel unseres Hotels sind wir in der Zwischenzeit bekannt und die neuen Nachbarn gruessen freundlich wenn sie uns auf der Strasse begegnen.
Wir werden in dieser Woche wohl noch einige Entwicklungshilfeprojekte besuchen, am Donnerstag ist Timkat, ein hoher orthodoxer Feiertag mit zahlreichen Prozessionen und gleich morgen Vormittag werden wir die Familie von Ruth in Ihrem Haus besuchen. Durch die Schule lernen wir viele interessante Gespraechspartner kennen. Die Kommunikation ist deutlich einfacher da alle Schueler oder ehemaligen Schueler und Lehrkraefte herrvorragend englisch sprechen. Einige Mitarbeiter der Schule ueberraschen uns sogar mit ihren deutschkenntnissen. Immer deutlicher wird dabei die angespannte politische Lage in Aethiopien. Die Situation ist nicht bedrohlich, aber die Unzufriedenheit der Bevoelkerung mit der Politik ihrer Regierung ist nicht zu ueberhoeren. Einige ehemalige Schueler, in der Zwischenzeit Studenten an der Universitaet von Addis, wurden selbst Opfer von Repressalien seitens der Staatsgewalt. Auch mit Ihnen werden wir diese Woche noch sprechen koennen.
Mit unseren Mopeds kurven wir in der Zwischenzeit auch ganz selbstbewusst durch den teilweise chaotischen Strassenverkehr. Trotz der sehr bergigen Topographie kommen wir mit den 50ccm Boliden jeden noch so steilen Huegel hinauf.
Mit unseren Bettelkindern kommen wir auch immer besser zu recht. In der Zwischenzeit sagen die kids nur noch hallo und greifen nach den Haenden um sie zu beruehren. Scheinbar ist das alles nur eine Frage der Gewoehnung und dann geht das alles seinen geordneten Gang.
Waehrend unserer Reise hatten wir bisher kaum die Gelegenheit an einem Ort laenger zu bleiben. Die drei Monate sind fuer diese Strecke eindeutig zu kurz, aber wie sagte doch ein anderer Reisender, "es ist immer zu kurz", womit er wohl recht hat.

 
 
 
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