Tagebucheintrag vom 13.01.2006
 
Lake Langano - von Steffen
 

Lake Langano, Rift Valley, den 13.01.2006

Unsere Abschiedstour mit unseren treuen Schwalben hat uns ins Rift Valley gefuehrt. Der Grosse Ostafrikanische Grabenbruch ist der letzte Abschnitt unserer Afrikatour. Von Addis Abebba geht es zuallererst steil bergab. Der Langano See, unser erstes Ziel im Rift Valley, liegt 200km suedlich von Addis Abebba und rund achthundert Hoehenmeter tiefer. Unsere Schwalben fliegen den Berg hinab. Die Strasse ist gut ausgebaut, die ersten 70 km folgen wir der Haupttransitroute nach Djibouti. Aethiopien ist seit den querelen und kriegerischen Auseinandersetzungen mit Eritrea vom Hafen von Djibouti abhaengig. Saemtliche Importe und alle, wenn auch spaerlichen Exporte, laufen ueber die ehemalige franzoesische Kolonie am Horn von Afrika.
Die Landschaft ist bei weitem nicht mehr so spektakulaer wie im Aethiopischen Hochland. Schirmakazien praegen das Bild, wir durchfahren die typische Ostafrikanische Savannenlandschaft. Die ersten mannshohen Termitenhuegel erheben sich aus der staubigen Steppe. Diese Landschaft erstreckt sich von hier bis in den Sueden Tanzanias. Immer wieder unterbrochen durch die gruenen Oasen der zahlreichen Seen. An der Grenze zwischen Aethiopien und Kenia schliesslich wird das Rift Valley zur Wueste. Der Turkana See ist der groesste Wuestensee der Welt. Auf dieser Reise werden wir das Jade Meer und das angrenzende Omo Tal nicht mehr besuchen, die Urvoelker im Suedwesten Aethiopiens haben wir auf frueheren Reisen schon besucht.
Fuer uns sind die Seen im Sueden Aethiopiens die letzte Urlaubsstation vor der Rueckkehr in das winterliche Deutschland. Bei 28 Grad Celsius laesst es sich im Langano See sogar baden. Das Wasser des Sees ist stark sodahaltig, dadurch gibt es im See keine Bilharziose. Auch fuer Krokodile ist der PH wert des Wassers nicht ertraeglich. Der Langano See ist der einzige Aethiopische Badestrand fuer das vom Meer abgeschnittene Land. Die Seen im Rift Valley sind neben dem Tana See im Hochland der zweite grosse Ueberwinterungsplatz fuer die europaeischen Zugvoegel in Aethiopien. Die ueppige Vegetation und die Unmengen von Insekten sorgen fuer ein reiches Nahrungsangebot.
Mit dem Hochland verlassen wir auch das Siedlungsgebiet der traditionell herrschenden Klasse der Amharen. Im Sueden stellen die Oromo die Mehrheit der Bevoelkerung. Spannungen zwischen den einzelnen Bevoelkerungsgruppen sorgen in Aethiopien immer wieder fuer teilweise blutige Auseinandersetzungen.
Der Sueden Aethiopiens wirkt bei weitem nicht mehr so archaisch wie der wilde Norden. Das Klima im Rift Valley ist deutlich gemaessigter. Grosse Flaechen werden bewaessert, es werden Gemuese und sogar Erdbeeren angebaut. Wir fahren vorbei an grossen Farmen mit riesigen Gewaechshaeusern. Es ist ein Bilderbuchafrika wie aus den Romanen von Tania Blixen. Nur dreihundert Kilometer weiter suedlich herrscht wieder einmal eine Katastrophale Duerre. Im Sueden Aethiopiens und im Norden Kenias verhungert und verdurstet das Vieh, hunderttausende von Menschen sind vom Hungertod betroffen. Die Kenianische Regierung hat in der letzten Woche die UN um Soforthilfe fuer die noerdlichen Provinzen gebeten. Wir sitzen inmitten der Idylle, direckt an der Grenze zum Hungergebiet. Die Gegensaetze in Afrika sind extrem, fuer uns Europaeer oftmals nicht nachvollziehbar. Die Strasse an die keniansche Grenze ist perfekt ausgebaut, doch scheinbar ist es unmoeglich auf diesem Weg Nahrungsmittel nach Sueden zu transportieren.

 
 
 
 
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