Mehlschwalbe (Delichon urbic)

Unterordnung Singvögel (Passeres)
Ordnung Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie Schwalben (Hirundinidae)
 
In Mitteleuropa ein häufiger Brut- und Sommervogel

Kennzeichen
Wesentlicher kleiner als die Rauschwalbe. Deutlich gegabelter Schwanz. Die Flügel sind kurz. Schon von weitem am weißen Bürzel erkennbar. Bei einem Vergleich mit der Rauchschwalbe wirkt die Mehlschwalbe gedrungener, der Schnabel ist kürzer.

Bei Jungvögenl ist eine Verwechslung mit Uferschwalben möglich.

Verbreitung und Bestand
Die Mehlschwalbe ist von Nordwestafrika über nahezu in ganz Europa zu finden. Nur auf Island und dem äußersten Norden fehlt sie. Sie ist in Mitteleuropa überall ein weit verbreiteter Brutvogel und gehört zu den 10 häufigsten Brutvögeln. Allerdings sind stark bewaldetet Gebiete und Bergländer nur lückenhaft oder gar nicht besiedelt. Durch Witterungseinflüsse können starke Verluste entstehen, die aber in wenigen Jahren wieder ausgeglichen werden.

Wanderungen
Langstreckenzieher mit Winterquartier in Afrika. Hier nur in höheren Lagen. Die Rückkehr findet meist im April statt. Der Abflug ins Winterquartier liegt im September und Oktober. Weiteste nachgewiesene Zugstrecke war von der Kurischen Nehrung bis nach Kapstadt. ( ca. 10.000 km )

Biotop
Kolonienbrüter. Brutvogel meist in menschlichen Siedlungen. Von Stadtzentren bis hin zu einzeln stehenden Häusern. Ursprüngliche Brutplätze waren steile Felsen der Gebirge und der Küstenklippen. Häufig noch im Mittelmeerraum zu finden.
Gemeinsame Nahrungsjagd über Gewässer und offenen Landschaften.

Nahrung
Luftinsekten, aber auch Läuse, die dann direkt von Bäumen genommen werden, gehören zum Nahrungsspektrum. Beutetiere kleiner als bei vergleichbaren Vögeln. Die Jungen werden mit Futterballen, die mit Speichel angereichert werden, gefüttert.

Verhalten
Ganzjährig gesellig. Brütet in Kolonien. Tageszieher. Bei Verfolgung bis zu 79 km schnell, beim Jagdflug wird eine Geschwindigkeit von 40 km erreicht. Häufiges Gleitfliegen. Übernachtung in den Nestern. Laubbäume und Nadelbäume werden als Übernachtungsmöglichkeiten im Spätsommer und Herbst genutzt. Das Sonnenbaden kann oft beobachtet werden.

Nahrungserwerb fast ausschließlich in der Luft. Das Ablesen von Läusen direkt von den Bäumen kommt oft vor.

Fortpflanzung
Saisonehe. Die Kolonie bildet sich innerhalb von ca. drei Wochen. Alte Nester werden wieder benutzt, wenn diese nicht durch den Haussperling fremdbelegt sind. Der Neubau von Nestern wird bevorzugt an Stellen ehemaliger Nester vorgenommen, da hier meist noch Reste der alten Nestern zu finden sind und diese den Neubau erleichtern. Kunstnester werden angenommen, aber meist erst nach ein paar Jahren. Der Neststand befindet sich an senkrechten unebenen Wänden, die etwas überdacht sind. Der freie Anflug muss vorhanden sein. Das Nest besteht aus Ton, Lehm oder Schlamm aus Pfützen. Das Baumaterial wird mit Speichel vermischt und zu kleinen Klümpchen geformt und dann verbaut. Meist ist die Form des Nestes einen Halbkugel, sie können aber stark Variieren. Das Nest wird mit Federn, Halmen oder Moos ausgepolstert. Männchen und Weibchen bauen das Nest zusammen. Reparaturen am Nest werden die ganze Brutzeit ausgeführt.

Die Eier sind weiß, werden aber bei der Bebrütung gefleckt. 4 – 6 Eier. Zwei Jahresbruten kommen vor. Das Futter wird im Schnabel oder im Kehlsack zu den Jungen transportiert. Auch nach dem Ausfliegen verbleiben die Jungen noch lange im Nest und werden intensiv von den Alten betreut. Insgesamt ist der Erfolg der Brut stark witterungsabhängig.

Alter
Höchstalter 14 Jahre. Durchschnittsalter 6 Jahre.

Mehlschwalbe klebt ihre kugeligen Lehmnester an die Außenwände von Häusern und Polstert sich weich mit Federn aus. In Mitteleuropa ist ihr Bestand rückläufig, weil sie in unseren asphaltierten Wohnlandschaften nicht mehr genügend Lehm findet, um ihre Nester zu bauen. Ihre Wohnungsnot wird verschärft durch durch Dauerkrieg mit den ebenfalls wohnungssuchenden Spatzen. Außerdem spritzen junge Mehlschwalben ihren Kot aus der Nestöffnung, und mancher ärgerliche Hausbesitzer bestraft sie dafür mit dem Tode. Man kann ihnen leicht mit Kunstnestern helfen. Die eben flüggen Mehlschwälbchen kehren zum Schlafen in ihr Nest zurück, und auch die Alten schlafen in den Nestern. Die Vogelberinger klopfen die schlaftrunkenen Bewohner aus ihren Nestern und fangen sie mit einem vorgehaltenen Schmetterlingsnetz. Die jungen Mehlschwalben haben oft schwer unter einem Parasiten, der Schwalbenblutfliege, zu leiden. Diese Fliege legt ihre Eier in die Schwalbennester, und die ausschlüpfenden Maden saugen Schwalbenblut. Nicht selten schwächen sie die Jungen so sehr, dass sie niemals fugfertig werden, sondern sich aus dem Nest zu Tode stürzen, wenn der Trieb des Ausfliegens über sie kommt. Eigenartigerweise sind die Schwalben, die in Gefangenschaft leicht lernen, aus dem Napf zu fressen, nicht fähig, die Plagegeister aus dem Nest zu entfernen. Während schwerer Kaltlufteinbrüche ballen sich die Schwalben in geschützten Winkel zu dichten Trauben zusammen. Dennoch sind sie empfindlich gegen Schlechtwetter. Den Winter verbringen sie in den Tropen und kehren nach den  Rauchschwalben zurück, oft in ihr vorjähriges Nest.