Itzehoe - Der Lärm war ohrenbetäubend, und er kam regelmäßig in tiefster Nacht: Es klang, als hätten sich die Bewohner der anderen Doppelhaushälfte einen Hahn angeschafft. Drei Mal schleppten sich die übermüdeten Ehepartner zur Polizei. Auf ihre Bitten versuchten die Beamten, die verreisten Nachbarn des Paares zu erreichen - vergeblich. Beim Eintreffen der Polizisten sei das aus der Nachbarwohnung dringende Krähen stets bereits verstummt, sagte Polizeisprecher Stefan Hinrichs SPIEGEL ONLINE. Die Nachbarn blieben verschollen - im Haus nebenan krähte es nachts munter weiter.

"Am Montag, den 14. Februar, erschien dann das Ehepaar noch blasser wieder auf der Dienststelle. Erneut waren sie durch Krähen um ihren Schlaf gebracht worden", heißt es im Polizeibericht. Der mitleidige Ortspolizist besorgte schließlich einen richterlichen Beschluss, suchte zusammen mit dem Leiter des Ordnungsamtes die Wohnung auf und ließ sie durch einen Schlüsseldienst öffnen.

Im Schlafzimmer der Urlauber entdeckten die Beamten des Rätsels Lösung: einen Apparat mit Lautsprecher, der auf die Wand der Nachbarn gerichtet war. An die Anlage angeschlossen war eine Zeitschaltuhr. Laut Polizei hatte man sie so eingestellt, dass sie nachts zwischen zwei und vier Uhr jeweils 20 Minuten lang immer wieder ein "Krähen mit enormer Lautstärke" von sich gab. Die Beamten schraubten die Anlage ab und stellen sie als Beweismittel sicher.

Eine Messung des Umweltamtes ergab, dass die Anlage das Krähen in einer Lautstärke von 100 Dezibel abspielte. Nach Angaben von Polizeisprecher Hinrichs ist Lärm in Höhe von 40 Dezibeln erlaubt, bei sehr lauten Feiern könnten Ausnahmen von bis zu 60 Dezibeln genehmigt werden.